Arztbrief: allgemeines | |
Sinn | Bevor wir anfangen zu diktieren, sollten wir über den Sinn und die Zielsetzung nachdenken. Ein Arztbrief soll beschreiben, was abgelaufen ist. Er soll dem weiterbehandelnden Kollegen die Informationen geben, die er zur weiteren Betreuung benötigt. Ein Arztbrief soll nicht die Krankenakte ersetzten oder widergeben. Dann könnte er nicht zeitgerecht erstellt und nicht gelesen werden. |
Schema | Wir verwenden ein festes Gliederungsschema. Freigeister sehen darin eine Einschränkung der Kreativität. Die Gliederung hat aber folgende Vorteile: |
| Länge | Lange Arztbriefe werden nicht gelesen. Kurze Arztbriefe verschweigen wesentliches. Wichtig ist der Gehalt, nicht die Zahl der Worte. |
Zeit | Arztbriefe müssen den Kollegen dann erreichen, wenn er ihren Patienten nach ihrer Behandung zum ersten Mal wieder sieht. Ein Arztbrief, der Wochen später eintrifft, ist sinnlos und bringt ihren Patienten in Lebensgefahr, z.B. weil eine Diabeteseinstellung nicht bekannt ist, Blutbildkontrollen nach Chemotherapie unterbleiben, Drainagen nicht gezogen werden usw. |
fehlende Befunde | Halten Sie keine Brief zurück, weil Befunde noch ausstehen. Nennen Sie die ausstehenden Befunde und kündigen Sie eine 2. Mitteilung an, falls diese wichtig sind. |
Klassifikationen | Verwenden sie internationale Klassifikationen wo immer es geht. Kein Tumor ohne TNM-Klassifikation. Nicht Herzinsuffizienz ohne NYHA III oder IV, Nicht Adipositas ohne BMI. |
Befunde | Kopieren Sie auf keinen Fall alle original Labor und Röntgenbefunde in den Brief. Das geht zwar schnell, macht den Brief aber unlesbar. Bringen Sie normale Laborwerte nur, wenn sie für die Differentialdiagnose wichtig sind. Normale Röntgenbefunde als Aufzählung, z. B.: Im Übrigen waren Röntgen - Thorax, Oberbauchsonographie, Knochenszintigramm und MRT des Neurokraniums ohne Befund. So weiss der Kollege, was gemacht wurde, ohne sich durch seitenweise Beschreibungen von Normalbefunden zu kämpfen. |
Begründungen | Medizin besteht aus Entscheidungen. Entscheidungen können richtig oder falsch sein, lebensrettend oder fatal. Die Folgen der Entscheidung erfährt man erst aus dem weiteren Verlauf. Die Begründung von Entscheidungen hat eine zentrale Bedeutung, um bei schlechtem Ausgang die eigene Handungsweise plausibel zu erklären. Wer hat an der Entscheidung mitgewirkt? Welche Fakten haben der Entscheidung zugrunde gelegen? (Welche Fakten, die eine andere Entscheidung begründet hätten, wurden erst später bekannt?) |
Standardempfehlungen | Ich bin kein Freund der "Schubladenmedizin", welche für jede Situation eine Standardtherapie automatisiert. Aber man muß die Standardempfehlungen und ihre Begründung kennen, damit man im Einzelfall erklären kann, warum man nicht nach der Standardempfehlung vorgegangen ist. Andernfalls ist man schnell dem Vorwurf des Kunstfehlers ausgesetzt. |
Impressum .....................................................................................Zuletzt geändert am 05.05.2008 15:18