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Immer größer ?

Nach Darwin vollzieht sich die Evolution quasi automatisch. Die Lebewesen, die besser an ihre Umwelt angepasst sind, haben eine höhere Lebenserwartung und setzen sich damit langfristig durch. Auf diese Weise entstehen mit der Zeit immer leistungsfähigere, stärkere, gesündere und intelligentere Lebewesen.

Diese Auswahl hat aber einen Webfehler: Sie bevorzugt große Exemplare! Große Lebewesen können sich auf Kosten der kleineren Artgenossen Nahrung beschaffen. Sie sind bei der Partnerwahl im Vorteil, da sie kleinere Rivalen vertreiben können. Sie sind auch im Vorteil bei der Verteidigung des Territoriums. Kurzfristig ist dieser Mechanismus auch sinnvoll, denn kleinere Exemplare einer Art sind häufig genetisch schlechter ausgestattet, sie haben häufiger Infektionen, können die Nahrung nicht gut verdauen oder kommen mit den Umweltbedingungen nicht zurecht und sind dadurch zurückgeblieben.

Langfristig hat diese Selektion großer Exemplare jedoch zur Folge, dass eine Art immer größer wird und schließlich ausstirbt. In der Erdgeschichte hat sich dieses mehrfach zugetragen. Die Saurier haben Riesenformen entwickelt, die allesamt ausgestorben sind. Auch die frühen Säugetiere hatten Riesenformen, die nicht überlebensfähig waren.

Die Sektion größer Lebewesen führt langfristig immer zum Aussterben einer Art. Große Lebewesen brauchen viel Nahrung und ein großes Revier. Die Zahl der Exemplare ist dadurch geringer. Eine geringe Anzahl erhöht das Risiko einer Inzucht und damit zu geringer genetischer Variabilität. Die genetische Variabililtät ist für die kurzfristige Anpassung an veränderte Bedingungen wichtig. Daher behindert ein homogenes Erbgut auch die geografische Ausbreitung einer Art z.B. vom Flachland ins Gebirge. Eine geringere Zahl von Exemplaren bedeutet auch, dass die Evolution viel langsamer fortschreitet. Große Exemplare werden meistens älter, haben also innerhalb einer bestimmten Zeit weniger Generationen Zeit, um sich einer veränderten Umwelt anzupassen. Während Bakterien zum Beispiel bereits an einem Tag mehrere Generationen durch Zellteilung hervorbringen, ist dieses bei großen Säugetieren bereits in der Größenordnung von Jahrzehnten.

Große Exemplare haben aufgrund ihrer geringeren Zahl auch ein hohes Risiko, wegen einer Seuche auszusterben. Wenn ein neuer Erreger zum Beispiel 99 % aller Exemplare tötet, so werden große Arten geographisch so vereinzelt, dass es nicht mehr zu einer Vermehrung kommt. Kleine Exemplare haben zwar einen Populationsverlust, können diesen aber durch Vermehrung ausgleichen. Große Exemplare haben auch im Falle von Naturkatastrophen, wie zum Beispiel dem Einschlag eines Meteoriten oder einer Klimaveränderung durch eine vulkanische Masseneruption weniger Möglichkeiten, sich zu verstecken oder eine längere Hungerperiode zu überleben. Die kleinen Exemplare können allein von den Kadavern der großen Tiere sehr lange überleben. Sie können sich in Höhlen verstecken, die großen Tiere nicht zugänglich sind.

Wenn dieser Mechanismus des Aussterben zu großer Arten schon länger existiert, so hat die Evolution möglicherweise bereits vorgesorgt, um Arten nicht zu schnell gigantisch werden zu lassen. Wenn die großen Exemplare bei der Vermehrung im Vorteil sind, so fragt sich, wie ein Gigantismus verhindert werden könnte. Ein Gigantismus einer Art tritt nur dann auf, wenn die Nachkommen der großen Exemplare ebenfalls groß sind. Wenn die Körpergröße dagegen nur auf einer zufällig günstigen Nahrungssituation beruht, so wird dieses nicht vererbt.

Auch wäre denkbar, dass das Genom so angeordnet ist, dass in der Nachkommenschaft großer Exemplare wieder ein Gemisch großer und kleiner Exemplare existiert. Für diese Hypothese gibt es folgende Begründung: Große männliche Exemplare wählen häufiger große weibliche Exemplare als Partner und umgekehrt. Bei Reinerbigkeit müßte das dazu führen, dass sich eine Art in eine Riesenrasse und eine Zwergenrasse spaltet. Das ist in den letzten Jahrtausenden aber nicht beobachtet worden.

Ein weiterer Mechanismus könnte sein, dass weibliche Exemplare männliche Artgenossen nur bis zu einer bestimmten Größe attraktiv finden. Dann würden Riesen sich weniger fortpflanzen als Normalwüchsige.

Beim Menschen könnten weitere Mechanismen einen Gigantismus ausbremsen. Bei sozialem Verhalten wird die Nahrung gleichmäßig aufgeteilt. Der Riese bekommt dadurch für seine Körpergröße zu wenig. Auch im Krieg hat der Großwüchsige schlechtere Überlebenschancen. Er bietet ein größeres Ziel und ist häufiger durch eine führende Stellung mehr exponiert.

Impressum                        Zuletzt geändert am 05.09.2015 6:54