Navigare necesse est - Raumfahrt ist not.
Den alten, stolzen, römischen Spruch haben die seefahrenden
Nationen immer wieder zitiert, um das Risiko der Seefahrt auf den unbekannten
Weltmeeren zu rechtfertigen. Unter großen Opfern von Geld, Material und
Besatzungen haben sie den Lebensraum des Menschen erweitert. Jetzt stehen wir an
der Schwelle zu einer neuen Herausforderung, nämlich der Eroberung des
Weltraums. Diese hatte in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sehr optimistisch
begonnen. Damals wurden die ersten Raumsonden gestartet und man glaubte,
innerhalb weniger Jahre den Weltraum mit Menschen besiedeln zu können. Die
Realität ist eine andere. Zwar haben Militärs und Medienkonzerne hunderte von
automatisierten Sonden ins All geschickt. Die bemannte Raumfahrt ist dagegen
zurückgeblieben. Das liegt sicher daran, dass bisher kein substantieller Nutzen
für die Erde durch die bemannte Raumfahrt entstanden ist. Das war zur Zeit der
großen seemännischen Entdeckungen anders. Die Schiffe kamen aus unbekannten
Landen voll mit wertvollen Gewürzen und Edelmetallen zurück. Dadurch waren viele
Nationen bereit, Opfer zu bringen, um die Weltmeere zu erobern.
Bei allem Stolz auf das bisher erreichte in der Raumfahrt müssen wir aber
gestehen, dass wir im Weltraum bisher nicht dauerhaft leben können. Die wenigen
Menschen, die in den Weltraum vordringen, müssen Sauerstoff, Nahrungsmittel und
alle Verbrauchsgüter von der Erde mitbringen. Die Überwindung der Schwerkraft
und der Atmosphäre der Erde kostet jedoch unglaublich viel Energie. Dadurch
können nur wenige Menschen kurze Zeit im All bleiben. Die wirkliche Raumfahrt
wird erst dann beginnen, wenn die Basisversorgung - zu mindestens Sauerstoff und
Nahrung - außerhalb des Schwerkraftbereiches der Erde produziert wird.
Viele kritisieren an der Raumfahrt, das es unredlich sei, so viel Geld dafür
auszugeben, solange noch Menschen auf der Erde hungern. Diese Menschen verkennen
aber, dass das Leben auf der Erde eine höchst unsichere Sache ist. Einige
Risiken produziert die Menschheit selber: Das Risiko eines globalen Atomkriegs,
einer globalen Klima- oder Umweltkatastrophe, einer nicht mehr beherrschbaren
Bevölkerungsexplosion oder einem Erschöpfen der globalen Ressourcen.
Aber auch ohne das "Risiko Mensch" ist das Leben auf dem Planeten Erde in jedem
Fall begrenzt. Ein Blick in die Erdgeschichte zeigt, dass bereits der Einschlag
eines mittelgroßen Asteroiden die heutige menschliche Zivilisation und die
meisten Tier- und Pflanzenarten völlig auslöschen würde. Die Sonne wird von
mehren tausend Asteroiden umkreist, die von Planeten aus ihrer Bahn gelenkt
werden können und so die Erde bedrohen. Die Sonne selbst fliegt mit 29 km pro
Sekunde durch die schwarzen Tiefen des Alls. Niemand weiß, welche unbekannten
dunklen Himmelskörper ihren Weg kreuzen werden.
Zur Erhaltung der
Gattung Menschen, ja, des biologischen Lebens insgesamt, ist es erforderlich,
außerhalb der Erde Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Das ist mit ein paar kleinen
Raumsonden nicht getan. Eine Lebensmöglichkeit ist erst dann wirklich gegeben,
wenn eine minimale Population, das heißt einige 100 Menschen außerhalb der Erde
leben, Nahrung und Verbrauchsgüter produzieren und sich vermehren. Bis dahin
wird aber wohl noch viel Zeit vergehen. Es stellt sich auch die Frage, ob die
Notwendigkeit einer solchen Anstrengung von der Menschheit überhaupt
wahrgenommen wird. Ob diese Kolonien unser Sonnensystem verlassen, ist zunächst
zweitrangig. Innerhalb unseres Sonnensystems gibt es noch unglaublich viele
Ressourcen, die bisher nur wenigen Astronomen und Interessierten bekannt sind.
Impressum Zuletzt geändert am 05.09.2015 6:51