Datenverlust ist menschlich
Die moderne Technik sollte bei sorgfältiger Planung einen Datenverlust hundertprozentig verhindern können. Das ist in der Strahlentherapie besonders wichtig, da der Gesetzgeber vorschreibt, die Daten mindestens 30 Jahre aufzubewahren. In einer Universitätsklinik wurde ein Linearbeschleuniger betrieben, der eine sehr sorgfältig angelegte Datensicherung vorsah. Zunächst wurden alle Daten auf einer Festplatte gespeichert. Das Gerät besaß noch eine zweite Festplatte, auf der alle Daten als RAID 1 -System gespiegelt wurden. Falls eine Festplatte ausfallen sollte, so würde die zweite Platte den Betrieb übernehmen und man könnte in Ruhe die defekte Festplatte austauschen. Nach der Reparatur hätte man wiederum zwei Festplatten mit völlig identischem Inhalt. Zusätzlich wurden jeden Abend Magnetbänder eingesetzt, um alle Daten zu speichern. Diese Magnetbänder wurden täglich gewechselt, so dass auch einzelne defekte Magnetbänder nur ein geringes Problem darstellen sollten.
Eines Tages gab es eine kurze Fehlermeldung auf dem Monitor und alle Daten waren weg! Wie war das möglich? Das System war doch perfekt! Nun, perfekt war das System - nicht aber die Menschen, die es bedienten.
Vor mehr als einem Jahr nämlich war eine Festplatte defekt geworden.
Beim morgendlichen Einschalten des Gerätes meldete sich das System und gab einen englischen, schwer verständlichen Text aus, der genau dieses beschrieb.
Da man in Zeitnot war, versuchte man das Gerät zu betreiben.
Das funktionierte klaglos, denn die zweite Festplatte übernahm die Funktion der ersten.
Nach einigen Tagen hatte man sich an die morgendliche Fehlermeldung gewöhnt.
Es wurde gesagt: "Das hat nichts zu bedeuten. Diese Fehlermeldung haben wir jeden Morgen."
Aber man hatte ja noch die Magnetbänder.
Fünf Bänder, für jeden Wochentag eines, prall voll mit Daten.
Nach einiger Zeit war jedoch die Datenmenge so groß, dass sie nicht auf das Magnetband passte.
Dieses wurde am Ende der Magnetbandsicherung auch gemeldet, allerdings wiederum in schwer verständlichem, englischem Computerjargon.
Die neuen Daten konnten also nicht auf das Magnetband übertragen werden.
Der Wechsel des Magnetbandes erbrachte keine zusätzliche Sicherung, denn es wurden eben nur die ersten zwei Betriebsjahre gespeichert.
Alles danach blieb ungesichert. Auch an diese Fehlermeldung hatte man sich nach einiger Zeit gewöhnt.
"Das hat nichts zu sagen! Diese Meldung macht das System nach jeder Sicherung."
Als nun aber auch die zweite Festplatte ihre Funktion einstellte, waren nur die Daten der ersten zwei Betriebsjahre gesichert.
Von den letzten fünf Jahren waren keinerlei Daten zu retten.
Daraus folgt, dass Systeme noch so sicher sein können, ohne die Aufmerksamkeit,
die Sorgfalt und das Interesse an den Daten werden diese nach einiger Zeit für immer verschwunden sein.
Impressum Zuletzt geändert am 05.09.2015 7:00