Dieser Text wurde von Frau Lieselotte Schultz - Honnens anlässlich der Urnenbeisetzung am 26.7.2002 vorgetragen.

Liebe Familie!

Liebe Trauergäste!

Wir sind heute zusammen gekommen, um von Fridja Bahnsen-Krusius Abschied zu nehmen. Uns allen, die wir hier sind, hat sie im Leben etwas bedeutet!

Als Tante, Großtante und Schwägerin, als Freundin und Nachbarin.

Wir wollen uns noch einmal an Fridjas verschiedene Lebensstufen erinnern, die sie bestiegen und gemeistert hat und ihrer in Liebe und Würde gedenken.

Am 19. Oktober 1908 wurde Fridja in Berlin Willmersdorf geboren.

Mit ihren drei Geschwistern - einem Bruder, zwei Schwestern - verbrachte sie eine fassettenreiche Kindheit.

Da der Vater als Postbeamter tätig war, fielen häufige Versetzungen durch das damalige Kaiserreich an: Von Berlin und ging es nach Oberschlesien, wo Fridja zum Teil die belastenden Auswirkungen des Bürgerkriegs miterlebte. Später kam die Familie nach Rendsburg und nach einer gewissen Zeit war Meldorf und danach Flensburg der Wohnort. Durch die verschiedenen Ortswechsel und die steten neuen Herausforderungen lernten die Kinder rechtzeitig Beweglichkeit und Flexibilität erkennen.

Fridjas Offenheit und Interesse an allen neueren, ihr Mut und das Durchsetzungsvermögen, ihr Ehrgeiz- die vorgesteckten Ziele erreichen zu wollen - diese Eigenschaften wurden in der Jugendzeit geprägt und waren ihr im späteren Leben ein guter Wegbegleiter!

Als eine Zurücksetzung und Diskriminierung empfand Fridja damals den Entschluss ihrer Eltern, sie nicht studieren zu lassen; dieses wäre allein dem einzigen Sohn - ihrem Bruder -vorbehalten!

Wie gerne hätte sie Gartenbau Architektur studiert, denn die Natur, die Pflanzen und Blumen, die Farben und Düfte, die Gestaltung, das Arrangieren und die Ästhetik, dies alles lag in ihrem Interessengebiet und ihrer Begabung! So ging sie enttäuscht nach der beendeten Schulzeit in die Gärtnerei und ließ sich dort als Binderin - das entspricht dem heutigen Berufsbild einer Floristin - ausbilden.

Dort lernte sie ihren ersten Mann kennen und heiratete 1932.

Der Ehemann war Gartenbauarchitekt und Fridja konnte viel bei ihm lernen. Doch im seelischen und geistigen Bereich war er ihr kein Ansprechpartner; im Gegenteil, er neigte leider zur Gewalttätigkeit!

Der Stolz verbot es ihr damals, darüber zu sprechen - sie schwiegen und litt - doch 10 Jahre später –1942 - kam ihr das Schicksal zu Hilfe.

Die Ehe wurde unter Hitlers Regime einfach annulliert, weil sie kinderlos geblieben war. Diese staatlicher Einmischung in die Privatsphäre war für Fridja eine große Demütigung und Kränkung. Doch sie gewann durch ihre Eheauflösung ihren persönlichen Freiraum und inneren Frieden zurück..

Mutig bestieg sie nun alleine ihre nächste Lebensstufe, auf der sie ihr lang ersehntes Ziel - Gartenbauarchitektur zu studieren –realisierte, ihr Examen ablegte und sich in die Architektenkammer eintragen ließ.

Als ihren Wohnort wählte sie die Stadt Rendsburg und dort übertrug man ihr unter anderem die Gestaltung des heutigen Rendsburger Stadtparks. Die "weiße Brücke" die sich idyllisch über den kleinen Seitenarmen der Eider wölbt, sie ist vielen Menschen ein fester Begriff geworden und ein prägnantes Wahrzeichen für Rendsburg, die schlängelnden Wege mit den verschiedenen blühenden Rhododendronbüschen und die eindrucksvoll angeordneten Platanen - sie sind heute noch Ausflugsziel vieler Schüler für den Biologieunterricht und die großzügigen lichten Rasenflächen verleihen dem Park ein liebliche und abwechslungsreiche Atmosphäre. Dieses alles stammt aus dem Ideenreichtum, dem Können und der Kreativität der Verstorbenen!

Fridja erzählte später, eines ihrer schönsten Lebensabschnitte sei die Ehe mit ihrem Mann "Heinz Krusius" gewesen! Er war Schauspieler am Rendsburger Stadttheater. Mit ihm baute sie das Haus in Fockbek im Loher Weg und gestaltete den wunderschönen Garten, der heute noch wie ein kleines Kunstwerk anzusehen ist. Die gemeinsame Harmonie mit ihrem Heinz, seine Sensibilität und seine künstlerische Vielseitigkeit, das Fröhliche und das Unbeschwerte und ihre innige Verbundenheit genoss und wertschätzte Fridja sehr. Deshalb war es für sie ein harter Schicksalsschlag, als ihr Mann nach einer kurzen Krankheit Mitte 50 verstarb. Damit hatte sie sehr zu kämpfen!

Später lernte Fridja einen Kunstmaler kennen, der sich auf das Porträtieren spezialisiert hatte. Durch ihn wurde sie an die Ölmalerei eingeführt und nach einiger Zeit entstanden schöne Blumenbilder, die sie zum Teil im Arsenal in Rendsburg ausstellte. Sie fertigte auch gerne Mosaiken aus bunten kleinen Kachelstücken an und so entwarf sie manches beeindruckende Muster. "Fridja" war stets in Gedanken und Werken kreativ tätig! Das war ihre Welt mit mehr sie sich in gerne ausdrückte und die ihr inzwischen sehr vertraut war.

Nach einigen Jahren wurde diese Freundschaft beendet und dann trat noch einmal ein interessanter, netter Mann in Fridjas Leben -sie war damals Ende 60. Mit ihm konnte sie sich auch gut austauschen und ergänzen. Als er verstarb war sie 83 Jahre.

Nun betrat Fridja ihre letzte Lebensstufe, auf der sie noch 10 Jahre - bis 93 - mit ihrer Katze, die sie sehr liebte verweilen durfte. Da sie im Leben immer allem Schönen gegenüber aufgeschlossen war, nahm sie sich im Alter viel Zeit, dieses noch intensiver zu pflegen, zum Beispiel die klassische Musik zu genießen, gute Bücher zu lesen, sich an der Natur zu erfreuen, tiefsinnige Gespräche zu führen und zu philosophieren. Ihre Kreativität und Individualität pflegte und bewahrte sie! Deshalb wollte Fridja auch auf keinen Fall in ein Altenheim; denn ihre persönliche Entfaltungsmöglichkeit und ihre Freiheit waren ihr heilig! Sie lebte und bewahrte ihre Erfahrungswerte und Erkenntnisse, sie reflektierte und blieb geistig beweglich und klar bis zu ihrem Tod.

Am 10. Juni 2002 ging Fridja still von uns.

Ihr Körper, das Erdenkleid, war abgenutzt, verschlissen. Ihr Geist und ihrer Seele haben ihn verlassen, um in anderen Dimensionen weiterzuleben - wie der Buddismus es sagt, dem Fridja sehr aufgeschlossen gegenüber stand.

Liebe Familie! liebe Trauergäste!

Wir wollen dankbar sein, dass wir Fridja kennen und schätzen und lieben durften!

Lassen Sie mich die Trauerrede mit einem Vers von Ringelnatz schließen:

Wenn ich tot bin,

darfst du gar nicht trauern,

meine Liebe wird mich überdauern

und in fremden Kleidern

dir begegnen

und dich segnen!

Die Liebe ist in jeder Vogelstimme

und in jeder Blume.