Sozioökonomische Folgen des Klimawandels
Vortrag von Professor Adil Najam
auf der Internationalen Lions – Convention in Bangkok 2008
Der Lions Weltkongress in Bangkok brachte für die Teilnehmer
zahlreiche Eindrücke, die nur schwer in so kurzer Zeit zu verarbeiten waren.
Wirklich wichtige Beiträge gingen in der Schau der Nationen und dem Trubel
beinahe unter.
Für mich war der wichtigste Beitrag die Rede von Professor Adil
Najam. über die sozioökonomischen Folgen des
Klimawandels. Prof. Adil Najam stammt aus Pakistan
und ist „Associate Professor of International Negotiation and Diplomacy“ der
„Fletcher School“ an
der „Tufts University“ in Boston. Sein Vortrag
war hochgradig animiert und ziemlich kurz. Daher kann ich nicht alle Details
referieren. Ich habe versucht, einen Emailkontakt aufzubauen und seinen Vortragstext
zu erhalten. Dieses mir nicht gelungen. Deshalb stelle ich im Folgenden meine
Erinnerungen an den Vortrag ergänzt durch eigene Recherchen da.
Fasziniert hat mich zunächst seine „one
world vision“: Stellen Sie
sich vor, die ganze Erde sei ein Staat mit verschieden Provinzen! Wie würden
Sie diesen Staat charakterisieren? Betrachten Sie diesen kleinen Planeten aus
einer gewissen Distanz! Nun, dieser Staat Erde geht ziemlich rücksichtslos mit
seinen Ressourcen um und kümmert sich wenig um die Folgen. Im Durchschnitt ist
die Bevölkerung des Staates Erde arm, schlecht ernährt, medizinisch schlecht versorgt und ungebildet. Kein
Wunder, dass es den Provinzen des Staates Erde schwer fällt, einander zu achten
und fair mit einander umzugehen. Genau das ist aber die Voraussetzung zur
Lösung der gewaltigen Probleme.
Sein Hauptthema war der Klimawandel und seine Folgen. Über
den Klimawandel wird seit vielen Jahrzehnten gestritten. Während die Existenz
eines Klimawandels - noch vor wenigen Jahren umstritten - inzwischen allgemein
akzeptiert ist, wird jetzt heftig diskutiert, welchen Anteil der Mensch am
Klimawandel hat. Spätestens die Bilder vom Nordpol ohne Eis und Eisbären, die
keine Eisscholle zum Ausruhen mehr finden, haben auch die letzten Zweifler von
der Existenz eines Klimawandels überzeugt.
Bereits in der Vergangenheit hat der Klimawandel erhebliche
Folgen für die Menschen gehabt. Seit den 60er Jahren beobachtet man die Ausbreitung
der Wüsten in der Sahelzone. Die zunehmende Trockenheit führte zu erheblicher
Not und hatte großräumige Wanderbewegungen der dort ansässigen Bevölkerung
zur Folge. Als Folge der Wanderungsbewegungen entstanden politische Konflikte.
Die Ausbreitung der Wüsten in der Sahelzone ist aber nur ein
kleiner Vorgeschmack von dem, was die Klimaveränderungen künftig bringen
könnte. Die Prognosen der Klimaforscher nennen vor allem folgende Ereignisse:
Die Erwärmung der Erdoberfläche bewirkt zunächst eine stärkere Wasserverdunstung. Um weiter Landwirtschaft betreiben zu können, wird mehr Wasser benötigt. Dieses steht in den warmen Ländern aber nur begrenzt zur Verfügung. Es drohen also heftige Verteilungskämpfe, um an das knappe Nass zu kommen. Politische Konflikte müssen befürchtet werden. Durch die Erwärmung steigt auch der Energiebedarf für Klimaanlagen, Wasserpumpen und Wasseraufbereitungsanlagen. Über die möglichen Folgen eines Energiemangels hatte ich in einem früheren Heft bereits berichtet.
Der Anstieg der Meeresoberfläche führt zu einer Überflutung
von dicht besiedelten Gebieten. Während in die Industrienationen wahrscheinlich
in der Lage sein werden, durch Deiche das Schlimmste zu verhindern, wird die
Überflutung der dicht besiedelten Flussdeltas in Asien und Südamerika Millionen
Menschen in die Flucht treiben. Auch hier können Wanderbewegungen politische
Konflikte, möglicherweise auch Kriege zur Folge haben.
Die Zunahme katastrophaler Wetterereignisse konnten wir
zuletzt im Golf von Mexiko gut studieren. Selbst die USA waren nicht in der
Lage die Folgen des Hurrikans Cathrina vorherzusehen,
die Bevölkerung zu schützen und die Folgen in angemessener Zeit zu beseitigen. Die
Jahrhundertfluten von Oder und Elbe haben auch den Deutschen gezeigt, wie
schnell katastrophale Wetterereignisse auch uns erreichen können. Ähnliche
Katastrophen in armen, bevölkerungsreichen Ländern mit Überflutungen,
Erdrutschen, Zerstörung von Wohnraum und Ackerfläche könnten bisher unvorstellbare
Ausmaße erreichen.
Was hat dies mit Lions zu tun? Wir Lions haben den Anspruch,
der Gesellschaft zu dienen und die Not der Menschen zu lindern, wo immer es
unsere Kraft erlaubt. Um dies zu tun, müssen wir uns angemessen auf die Zukunft
vorbereiten. Die Hauptgefahren durch den befürchteten Klimawandel sind
Hungersnöte, Obdachlosigkeit, Krankheiten, unkontrollierte Wanderbewegungen
und politische Konflikte. Wir müssen diskutieren, welchen Beitrag wir leisten
können, um beim Auftreten dieser Konflikte helfen zu können. Vor allem brauchen
wir Strukturen, die in kurzer Zeit handlungsfähig sind. Wir werden die Aufgaben
der Zukunft nur in Kooperation mit Regierungen und anderen NGOs leisten können.
Autor: Jens Bahnsen
Impressum..................................................Zuletzt geändert am
18.01.2009 19:02