Klaus-Juergen Rohwer
24.5.1918 – 30.9.1979
Klaus-Jürgen Rohwer ist der Vater von Marlis Rohwer-Janes und
Karin Klisch, geborene Rohwer. Er ist der Bruder von Frauke Bahnsen (sen.) , der
Mutter von Frauke Bahnsen (jun.) und Jens Bahnsen.
Dieses Dokument wurde von seiner Tochter Marlis und mir erstellt.
Klaus wurde am 24.5.1918 in Berlin geboren. Dort hatte sein Vater Hans ein
Ingenieursstudium absolviert, welches dem mittellosen ein Stipendium der Stadt
Rendsburg ermöglicht hatte. Als Student trat Hans in die Burschenschaft
Thuringia ein und lernte dort bei einem Fest seine spätere Frau Emmie kennen.
Emmi entstammte einer wohlhabenden Berliner Familie. Der Vater war Direktor
einer Brauerei für Berliner Weiße.
Nach der Geburt seiner Schwester Frauke zog das Ehepaar nach Rendsburg.
Dort erlebten sie in der Nachkriegszeit durch die Wirtschaftskrise sehr bittere
Jahre. Erst durch eine Ausbildung im Stahlbetonbau gekonnte Vater Hans wieder
wirtschaftliche Erfolge verbuchen und der Familie ein auskömmliches Leben
verschaffen.
Das Elternpaar kaufte dann ein Haus in Kiel im Düsternbroker Weg 47. In
Kiel begannen Frauke und Klaus zu rudern, Klaus im Ägir, Frauke im Ravensberg,
jeweils im Ruderclub ihrer Schulen. Es wurde regelmäßig trainiert, bei den
Jungen war die Hauptsache das Tempo, bei den jüngeren Mädchen der Stil. Klaus
hatte ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Schwester Frauke. Beide liebten den
Wassersport. Auch zum Tanzen fanden sich selten bessere Partner.
Klaus
wurde nach dem Abitur zur Marine eingezogen. Durch den beginnenden Zweiten
Weltkrieg ist er vom Wehrdienst direkt in den Krieg marschiert. Über seine
Erlebnisse im Krieg hat er nie gesprochen. Bekannt ist, dass er als
Marineflieger abgeschossen wurde und überlebt hat.
Im Winter, am 12.12.1944, lief der Zerstörer Z35, auf dem er Dienst tat, in der nördlichen Ostsee
bei schechter Sicht auf selbst gelegte Seeminen und sank rasch.
Wikipedia-Link
Quelle: U.S. Navy Naval History and Heritage Command via Wikimedia commons: Zerstörer Z39, baugleich mit Z35.
Groß war das Entsetzen der Famile, als der Totalverust eines
deutschen Zerstörers im Eismeer der nördlichen Ostsee gemeldet wurde. 1946
trugen Mutter und Tochter immer noch schwarz, um die Trauer für den verlorenen
Sohn und Bruder Klaus anzuzeigen. Umso größer war ihre Freude, als Klaus
unerwartet aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Klaus hatte sich
auf ein Floß gerettet, auf dem am Anfang über 30 Matrosen hockten. Nach drei
Tagen waren alle erfroren bis auf einen Kameraden. Er wurde von Russen
aufgefrischt und geriet in Kriegsgefangenschaft. Dort wurde er krank. Er litt an
einer Feldpolyneuritis, einer Folge der Vitamin – B - armen Ernährung in den
Gefangenenlagern. Es wurde gesagt, dass Russen bei gleichartiger Ernährung
aufgrund ihres Trainings mit der schlechten Nahrung zurecht kommen. Deutsche
Männer, die an besseres Essen gewohnt waren, bekamen aber Lähmungen. Eine
Arbeitsunfähigkeit war in einem russischen Gefangenenlager sehr gefährlich, da
arbeitsunfähige Gefangene in der Regel erschossen wurden. Klaus verdankt sein
Leben einer russischen Ärztin, die seine Entlassung bewirkt hat.
In krankem Zustand erreichte er sein Elternhaus in Kiel. Die Lähmungen konnten
die deutschen Ärzte nicht deuten. Mir ist dieses Krankheitsbild erst durch das
Lesen der Biografie von Konrad Lorenz bekannt geworden. Es handelte sich um eine
Feldpolyneuritis, die durch einen Vitamin B - Mangel infolge der schlechen
Ernährung in russischen Kriegsgefangenenlagern entstand. Bei besserer Ernährung
bildeten sich die Lähmungen aber zurück. Das Leben in der Heimat war aber auch
schwierig. Das Elternhaus war zerbombt. Im Klaus selber hatte als Marineoffizier
nach dem Krieg keine berufliche Zukunft. Offizieren war verboten ein Studium
aufzunehmen. Aus diesem Grunde begann er eine Tischlerlehre. Unter anderem hat
er aus einem alten, der in der Ostsee treibenden Stamm einen kompletten
Besenschrank für seine Schwester Frauke in Legan gebaut. Allerdings wurde er in
dem Beruf nicht glücklich. Er versuchte es dann noch als ReFa-Mann. Das war ein
Vorläufer der heutigen Qualitätssicherung. Er bekam die Aufgabe, Arbeiter zu
beobachten, wie sie arbeiteten und sich die Zeit ein teilten, um die
Produktivität zu erhöhen.
1950 heiratete er Ilse Herzog und wurde Vater zweier Töchter,
Marlis und Karin.
Nach der Gründung der Deutschen Bundeswehr wollte Klaus zunächst nichts damit
zu tun haben. Erst nach intensivem Zureden ehemalige Kameraden ließ er sich auf
einen Neuanfang in der Bundesmarine ein. Durch seine Kriegserfahrungen war er in
der ersten Stunde der Marine eine sehr große Hilfe. Während seiner
Offizierslaufbahn wurde er in Kiel, Lippspinge, Heiligenhaven, Bonn und
Wilhelmshaven stationiert. Seine Karriere machte gute Fortschritte. Nach
mehreren Beförderungen erreichte er den Dienstgrad eines Fregattenkapitän. Als
Kommandant der Fregatte 'Graf Spee' machte er zahlreiche Auslandsreisen.
Zu
dieser Zeit waren die Deutschen im Ausland noch nicht wieder akzeptiert. Es war
eine schwierige diplomatische Aufgabe, den amerikanischen und kanadischen
Menschen in den Häfen klarzumachen, dass hier keine Nazis sondern Deutsche als
Verbündete kommen. Klaus schaffte es durch sein Auftreten, die ehemaligen
Kriegsgegner für sich zu gewinnen. Jens lernte als Lions-Governor seinen sächsischen
Governor-Kollegen Kapitän zur See Ulrich Fricke kennen. Dieser hatte seine erste Auslandsfahrt auf Graf Spee gemacht. Beim Anlegen in Vancouver gab es eine Schramme an
der begleitenden Fregatte Hipper, was sofort Anlass für einen polemischen Zeitungsartikel war.
Der Empfang war dann aber doch sehr herzlich.
Auch
wurde er als künftiger Admiral vorgeschlagen. Allerdings ergab eine
Gesundheitsprüfung überraschend, dass er dafür nicht geeignet sei. Diese
Einschätzung war für uns völlig unverständlich. Klaus selber aber hat als
langjähriger Kettenraucher sofort das Rauchen vollständig eingestellt.
Das genaue Ergebnis seiner Gesundheitsprüfung hat er auch nie mitgeteilt.
Entsprechend seinem Dienstgrad wurde er dann mit 54 Jahren pensioniert. Einmal
im Jahr trafen sich alle Offiziersanwärter eines Jahrgangs zu einem so genannten
Crew treffen. Diese Crews hielten auch über den Weltkrieg hinaus guten Kontakt. Die
Crew 37 traf sich 1971 in Kiel. Klaus hatte diesmal das Treffen selber zu
organisieren. Der Höhepunkte des Treffens war ein Besuch des Segelschulschiffs
Gorch Fock. Klaus fühlte sich bis dahin völlig gesund. Der Stress des
Crew-Treffens hatte ihm aber wohl doch sehr zugesetzt. Auf dem Segelschulschiff
hatte er plötzlich einen Schwächeanfall und er klammerte sich an einen Mast. Ein
herbei geholter Rettungswagen schaffte ihn in die Klinik. Dort verstarb er
wenige Stunden später an einem akuten Herzinfarkt. Klaus starb mit 61 Jahren am
30. September 1979 in Kiel.
Text: Marlis Rohwer-Janes und Jens Bahnsen
Korrektur:
unter Verwendung von Textfragmenten von Frauke (Mutter)
Impressum Zuletzt geändert am 3.7.2018 6:56