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allgemeines Harnsäurestoffwechselerkrankung mit Harnsäureablagerungen und Schmerzattacken.
Immunologie Das Oberflächenmolekül Clec12a ist eine Immunrezeptor für Harnsäurekristalle. Clec12a gehört zur Familie der C-Typ Lektin-Rezeptoren.
Ernährung
Harnsäure höher. Meiden! Harnsäure unverändert. Erlaubt!
Purine tierischen Ursprungs: Innereien Pflanzliche Proteine
Geflügel mit Haut, Fleisch, Wurst, Geräuchertes, Speck Milchprodukten senken den Harnsäurewert
Meeresfrüchte, Muscheln, Thun, Lachs, Hering, Sardellen, Forelle Kaffee, Tee
Grillexzesse, extreme Diät  Kirschen
Alkohol, Bier, fruchtzuckerhaltigen Diätdrinks  
Acetylsalicylsäure hemmt den Abbau von Harnsäure  
Fruchtsäfte, Trockenfrüchte : Fruktose begünstigt die Bildung von Harnsäurekristallen  
 Roggen- und Weizenkeime, Hefe
Biochemie Harnsäure Ketoform
Bildquelle: NEUROtiker, Public domain, via Wikimedia Commons
Abbau von Harnsäure zu Alantoin
Uricacid oxid
Bildquelle: Durfo, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Anfall
Diagnose rasch einsetzende, schmerzhafte Schwellung eines Gelenks keine septische Arthritis
Häufig nachts nach üppigem Essen und Alkohol. Bevorzugt ist das Großzehgelenk betroffen. Sehr schmerzhaft.
Immunologischen Reaktion, Leukozyteninfiltration mit Phagozytose.
Therapie: 1. Tag: 4x 10mg Predisolon + 2x 500mg Naproxen + 20mg Omeprazol
2. Tag: 3x 10mg Predisolon + 2x 500mg Naproxen + 20mg Omeprazol
3. Tag: 2x 10mg Predisolon + 2x 500mg Naproxen + 20mg Omeprazol
4. Tag: 1x 10mg Predisolon + 2x 500mg Naproxen + 20mg Omeprazol oder
4 x 10mg Predisolon 5 Tage lang oder 2x 500mg Naproxen (+ 20mg Omeprazol) oder
Colchizin: 0,5mg/ml, Erstdosis 50 Tr, dann 25-75 Tr. alle 1 - 2 Std., max. 400Tr./d keine Urostatika! Harnsäure-Senker führen zu einer initialen Harnsäuremobilisierung.
Score
Kriterium Wert Punkte
Befallsmuster Sprunggelenk/Fuß MTP I
Symptome
  •  Gelenkserythem
  •  starke Berührungsempfindlichkeit des betroffenen Gelenkes
  •  starke Bewegungseinschränkung
1 Symptom 1
2 Symptome 2
alle 3 Symptome 3
Verlaufskriterien einer typischen Episode
  •  Schmerzentwicklung innerhalb von 24 Stunden
  •  Abklingen nach ≤ 14 Tagen
  •  beschwerdefreie Intervalle
1 typische Episode 1
 wiederholt typische Episoden 2
Tophusnachweis vorhanden4
Serumharnsäure
  • ohne Therapie
  •  4 Wochen vor/nach einer Episode oder
  • höchster Wert im Verlauf
< 4 mg/dL-4
6–8 mg/dL2
> 8 bis < 10 mg/dL3
≥ 10 mg/dL4
Synovialanalyse keine Uratkristalle -2
Bildgebung  Uratablagerungen im Ultraschall oder DECT 4
gichttypische Erosionen im konventionellen Röntgen 4

Bei mehr als 7 Punkte Gicht. Sensitivität 92%, Spezifität 89%, Modifiziert nach (2)
Serum - Harnsäure Je höher der Harnsäurespiegel im Blut um so höher die Häufigkeit von Gichtanfällen.
mg/dl bis 6 6-7 7-8 8-9 über 9
Gicht 0,5% 2% 17% 25% 9%
Tophus Schmerzfreie Ablagerungen von Natriumuratkristallen an Gelenken, Sehnen und Knorpelgewebe. Als Folge häufig Deformationen.
Diagnostik Zur Darstellung der Torphi im Hand und Fingerbereich ist die Dual-Energy CT (DECT) an besten(10). Im Ultraschall war das Double Contour Sign (DCS) in 58/61 Patients nachweisbar(10).
DECT Mit DECT kann zwischen stark absorbierem, calciumreichem Material und wenig absorbierenden, harnsäurekristallreichen Gebieten unterschieden werden.
Ultraschall DCS Ist ein echoreiches Band über der Oberfläche des Gelenksknorpel unabhängig vom Blickwinkel. Das Band kann irregulär oder regulär, kontinuierlich oder unterbrochen sein. Es kann von dem knorpeligen Gelenksspalt unterschieden werden.
Ein Tophus erscheint im Ultraschall als umschriebenes, inhomogenes echoreiches oder echoarmes Aggregat. Oft umgeben von einem schmalen echofreien Saum.
Risikofaktoren European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition Oxford cohort (9)
Gematched nach Geschlecht und Alter
Adjustiert für Alter, BMI, Calcium- und Alkohol - Aufnahme
Gruppe Männer
(n = 670)
Frauen
(n = 1023)
Veganer (n = 422) 340, 329–351 µmol/l 241, 234–247 µmol/l
Fleischesser (N = 424) 315, 306–324 µmol/l 237, 231–242 µmol/l
Fischesser (n = 425) 309, 300–318 µmol/l 227, 221–233 µmol/l
Vegetarier (n = 422) 303, 294–312 µmol/l 230, 224–236 µmol/l

Wider Erwarten hatten Veganer die höchsten Harnsäurekonzentrationen.
Vegetarier und Fischesser hatten die geringsten Harnsäurespiegel.
Partielle Korrelation mit dem Serum-Harnsäurespiegel
Faktor Männer
(n = 670)
Frauen
(n = 1023)
BMI 0,28 0,26
Bier 0,15 0,03
Alkohol 0,13 0,06
Wein 0,02 0,05
Kalzium-Einnahme -0,17 -0,16
Milch-Protein -0,10 -0,11
Soja-Protein 0,12 -0,01
Gemüse 0,08 0,02
Fleisch 0,07 0,1

Übergewicht ist mit weitem Abstand der wichtigste Risikofaktor für eine Hyperurikämie.
Alkoholkonsum insbesondere Bier ist ebenfalls ein wichtiger Faktor.
Milchproteine und Kalziumspräparate senken den Spiegel.
Gemüse aber auch Fleischkonsum sind eher günstig!
Sojaeiweiß lässt den Spiegel wiederum steigen.(6)
Comorbidität Eine Gicht erhöht das Risiko kardiovaskuläre Erkrankungen und chronischer Nierenerkrankungen (4).
Pseudogicht Ablagerung von Ca-Pyrophosphat. Diagnose histologisch.
Tophus Schmerzfreie Ablagerungen von Natriumuratkristallen an Gelenken, Sehnen und Knorpelgewebe. Als Folge häufig Deformationen.
Risikofaktoren Übergewicht, Azidose
Medikamente
Gruppe Mechanismus Wirkstoff
Urikostatika hemmen die Bildung der Harnsäure: Xanthin-Oxidase-IH (XOH) Allopurinol
Febuxostat, Adenuric®
Urikosurika hemmen die Rückresorption der Harnsäure in der Niere Probenecid
 Benzbromaron Lebertoxizität! nicht empfohlen
SURI Selektiver Urat1-Rücktransporter-IH Lesinurad Kardiovaskuläres Risiko!
Metaphaseninhibitor Blockiert die Ausbildung und den Umbau des Zytoskeletts. Colchicin Wirkung beim Gichtanfall: Hemmung der Invasion von Leukozyten in den Gichtherd.
Uricase, Pegloticase Spaltet Harnsäure in Allantoin   2016 vom Markt genommen (Anaphylaxie)
Febuxostat,
Adenuric®
Kein Purin. Xanthin-Oxidase-Hemmer (sowohl die oxidierte als auch die reduzierte Form der XO) Senkt den Harnsäurespiegel effektiver als Allopurinol (2, 3,4).
Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ist die allgemeine Mortalität und die kardiovaskuläre Mortalität unter Fibuxostat höher als unter Allopurinol (5).
Quellen 1.) Finkelstein Y, Aks SE, Hutson JR, et al.:
Colchicine poisoning: the dark side of an ancient drug.
Clin Toxicol (Phila) 2010; 48: 407–414.

2.) Neogi T, Jansen T, Dalbeth N, et al.:
Gout classification criteria: an American College of Rheumatology/European League Against Rheumatism Collaborative Initiative.
Arthritis Rheumatol 2015; 67: 2557–68.

3.) Engel B, Just J, Bleckwenn M, Weckbecker K:
Treatment options for gout.
Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 215–22.
DOI: 10.3238/arztebl.2017.0215

4.) Krishnan E, Svendsen K, Neaton JD, Grandits G, Kuller LH:
Long-term cardiovascular mortality among middle-aged men with gout.
Arch Intern Med 2008; 168: 1104-10.

5.) Schumacher HR Jr, Becker MA, Wortmann RL, et al.:
Effects of febuxostat versus allopurinol and placebo in reducing serum urate in subjects with hyperuricemia and gout: a 28-week, phase III, randomized, double-blind, parallel-group trial.
Arthritis Rheum 2008; 59: 1540-8.

6.) Becker MA, Schumacher HR Jr, Wortmann RL, et al.:
Febuxostat compared with allopurinol in patients with hyperuricemia and gout.
N Engl J Med 2005; 353: 2450-61.

7.) Schumacher HR Jr, Becker MA, Lloyd E, MacDonald PA, Lademacher C:
Febuxostat in the treatment of gout: 5-yr findings of the FOCUS efficacy and safety study.
Rheumatology (Oxford) 2009; 48: 188-94.

8.) White WB, et al. for the CARES Investigators:
Cardiovascular Safety of Febuxostat or Allopurinol in Patients with Gout.
N Engl J Med 2018;378:1200-10.
DOI: 10.1056/NEJMoa1710895

9.) Schmid JA, et al.:
Serum Uric Acid Concentrations in Meat Eaters, Fish Eaters, Vegetarians and Vegans: A Cross-Sectional Analysis in the EPIC-Oxford Cohort.
PLOS one https://doi.org/10.1371/journal.pone.0056339

10.) Klauser A, et al.:
Gout of hand and wrist: the value of US as compared with DECT.
European Radiology 2018;28:4174 – 4181
https://doi.org/10.1007/s00330-018-5363-9

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